Korpus

Unser Gesamtkorpus beinhaltet alle Novellen des deutschen Novellenschatzes, der in 24 Bänden in den Jahren 1871-1876 von Paul Heyse und Hermann Kurz herausgegeben wurde. Gegenstand unserer Untersuchungen ist ein Teilkorpus aus 24 Novellen, von denen 12 von Frauen und 12 von Männern geschrieben wurden. Die restlichen 63 Novellen nutzen wir unter anderem als Traningsmaterial für unsere Tools.


Die Zusammensetzung des Korpus: Texte von Autoren in lila, Texte von Autorinnen in türkis. Die Größe der Kreise repräsentiert die Länge der Texte

Der Deutsche Novellenschatz beinhaltet insgesamt 87 Erzählungen von Autorinnen und Autoren. Eine erste Bestandsaufnahme zeigt: Die Autoren sind deutlich in der Überzahl. 

Der Novellenschatz in Zahlen

Name: Der Deutsche Novellenschatz

Herausgeber: Paul Heyse, Hermann Kurz

Zeitraum der Veröffentlichung: 1871 bis 1876 in insgesamt 24 Bänden

Gesamtwortzahl: 1.854.211

Wortzahl der Texte von Autorinnen insgesamt: 270.159

Wortzahl der Texte von Autoren insgesamt: 1.546.058

Anzahl der Texte: 87

Texte von Autoren: 76 Texte von Autorinnen: 12

Das m*w Teilkorpus

Unser Textkorpus besteht aus 24 teilweise zufällig aus dem Novellenschatz ausgewählten Novellen (um ehrlich zu sein, haben wir alle Novellen von Schriftstellerinnen genommen; die von Männern verfassten Gegenparts sind dann per Zufallsgenerator gefunden worden). So haben wir ein ausgewogenes Korpus erhalten, in dem zwölf der Texte von Frauen verfasst wurden und zwölf aus der Hand männlicher Schriftsteller stammen. Hier kannst du die Vertreter*innen beider Kernkorpora kennenlernen. Die Reihenfolge ist ganz zufällig, die Liste wird nach und nach vervollständigt. 

Mohrenfranzl von Hermann Schmid

Bildnis des Schriftstellers

Verfasser: Hermann Schmid

Geburts- und Sterbejahr: 1815 bis 1880

Titel der Novelle: Mohrenfranzl

Erstveröffentlichung: 1861

Wortanzahl: 22629

Inhalt: Aufgrund von Hautfarbe und Herkunft findet eine in einer bayrischen Kleinstadt lebende und dort als Mohrenfranzl bekannte Waise keine Arbeit. Nicht einmal in der Salzbacher Laien-Schauspieltruppe darf sie mitwirken. Nur der charismatische Fischer Henney (eigt. Johannes) setzt sich für Franzl ein und verschafft ihr sogar die Hauptrolle in einem der Stücke, wobei sich beide ineinander verlieben. Wider alle gesellschaftlichen Zwänge, dem Einmischen eifersüchtiger Kontrahentinnen und unglücklichen Missverständnissen finden beide schlussendlich zueinander.

Der Striethast von Emmy von Dincklage

Wir haben leider kein gemeinfreies Foto von Emmy gefunden. Es gibt aber eines, darauf trägt sie eine sehr kunstvolle Frisur, einen kleinen Schleier und eine Kette mit einem Kreuz. Etwa so.

Verfasserin: Emmy von Dincklage

Geburts- und Sterbejahr: 1825-1891

Titel der Novelle: Der Striethast

Erstveröffentlichung: 1872

Wortanzahl: 8879

Inhalt: Die junge Gutserbin Antrinn möchte den Seemann Rolf Evert heiraten. Doch dafür benötigt sie die Zustimmung des Familienoberhauptes, ihrer Tante Sanne. Gemäß dem emsländischen Brauch wird der Heiratswillige zum Essen eingeladen. Je nachdem ob der Speck, der zum Nachtischgebäck, dem Striethast, gehört eingekerbt ist oder nicht erfahren die Verlobten, ob die Tante ihren Segen gibt (eingekerbter Speck) oder nicht (unberührter Speck).

Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau von Carl Joachim Friedrich Ludwig von Arnim

Bildnis des Schriftstellers

Verfasser: Carl Joachim Friedrich Ludwig „Achim“ von Arnim

Geburts- und Sterbejahr: 1781 – 1831

Titel der Novelle: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau

Wortanzahl: 9059

Erstveröffentlichung: 1818

Inhalt: Graf Dürande, der “Chef der Invaliden”, wird auf seinem marseiller Anwesen von der verzweifelten Rosalie aufgesucht: Ihr Ehemann, Sergeant Francour, sei im Rahmen der Hochzeit dem Fluch der zornigen Mutter zum Opfer gefallen, die den Gedanken an das Leben ihrer Tochter an der Seite eines Mannes nicht ertragen kann. Die durch den Fluch ausgelösten Verhaltensveränderungen wirken sich negativ auf die berufliche Leistung und die Reputation Francoeurs aus, weshalb Rosalie den Grafen um Hilfe bittet. Dieser versetzt das junge Ehepaar als Rehabilitationsmaßnahme nach Fort Ratonneau, wo der gebeutelte Sergeant zunächst zur Ruhe zu kommen scheint. Als dieser jedoch den wahren Grund für seine Versetzung erfährt, eskaliert die Situation: Rosalie und Sohn müssen die Flucht ergreifen, zu groß ist die Wut Francoeurs über den Verrat der Frau, die ihn als Wahnsinnigen denunzierte. Fourcoeur verbarrikadiert sich im Pulverturm des Forts und unterbindet durch geschickten Einsatz von Kanonenfeuer und Feuerwerkskörpern die per Schiffverkehr geregelte Nahrungsversorgung Marseilles. Bevor der Graf die Situation gewaltsam beendet, gelingt es Rosalie – die sich nun doch mutig dem Zorn des Ehemannes stellt – diesen von ihrer Liebe und ihrem Wohlwollen zu überzeugen. Nun offenbart sich auch der wahre Grund für die Anfälle cholerischer Raserei: Schuld war eine schlecht verheilte Wunde am Kopf… oder war es doch der Teufel, der von Francoeur Besitz ergriff?

Streit in der Liebe und Liebe im Streit von Ottilie Wildermuth

Bildnis der Schriftstellerin

Verfasserin: Ottilie Wildermuth

Geburts- und Sterbejahr: 1817 bis 1877

Titel der Novelle: Streit in der Liebe und Liebe im Streit

Erstveröffentlichung: 1852

Wortzahl: 8232

Elisabeth Walter – die eher in sich gekehrte und pflichtbewusste Bauerstochter – und Georg Schultheiß – impulsiver Wildfang und Sohn des Bürgermeisters – sind eigentlich von Grund auf verschieden. Trotzdem verbindet sie seit Kindertagen eine besondere Freundschaft, sodass die prinzipientreue Lisbeth und der temperamentvolle Georg schlussendlich den Bund der Ehe eingehen – mehr oder weniger freiwillig. Doch ihre Ehe entwickelt sich negativ: Lisbeths extreme Eifersucht und ihre hohen Ansprüche an Georgs Leistungen als Gatte auf der einen Seite und Georgs hedonistische Ader auf der anderen Seite führen zu einem Ehealltag, der von Streitigkeiten und gegenseitigen Vorwürfen bestimmt wird. Georg brennt durch und es kommt zur Scheidung – auch wenn sich das Verhältnis der beiden deutlich verbessert hat, seitdem sie getrennt voneinander Leben. Während Lisbeth den Haushalt weiterführt, kommt Georg mit Gelegenheitsjobs über die Runden. Eine neue Partnerschaft stellt für keinen der beiden eine Option dar, der Kontakt wird durch kurze Besuche aber stets aufrecht gehalten. Die beiden halten es weder miteinander noch ohne einander aus. Schlussendlich verstirbt Georg deutlich früher als Lisbeth, was diese spürt, lange bevor der Totenschein vorliegt.

Die drei Schwestern von Ludwig August Kähler

Von Ludwig August Kähler haben wir kein Bild unter freier Lizenz gefunden. Aber wir haben eines gesehen, auf dem seine hohe Stirn und sein eher schmales Gesicht zu sehen war. Darauf trug er ein dunkles Käppchen unter dem graue Haare hervor lugten. Etwa so.

Verfasser: Ludwig August Kähler

Geburts- und Sterbejahr: 1775 bis 1855

Titel der Novelle: Die drei Schwestern

Erstveröffentlichung: 1856

Wortzahl: 12769

Der Protagonist ist ein Filou und ein Hansdampf in allen Gassen, ein Umstand, dem sein Vater durch Heirat ein Ende setzen möchte. Er trifft darum mit einem Geschäftspartner eine Verabredung: Sein Sohn wird nach Frankreich reisen und sich eine der Töchter seines Handelsfreundes zur Braut wählen. Doch der Ich-Erzähler mag sich nicht gleich fügen. Er reist zuerst einmal nach Paris und nicht wie geplant nach Bordeaux. Hier gibt er sich nicht nur seiner Freude am Spiel hin, sondern trifft auch eine schöne Unbekannte, in die er sich sofort verliebt. Leider führt die erstgenannte Tatsache sehr schnell dazu, dass er doch noch zu seinem zukünftigen Schwiegervater reisen muss, denn sein Geld ist bald verbraucht. Im Hause des Handelspartners seines Vaters soll er nach und nach dessen drei Töchter kennenlernen. Als er die erste sieht, ist er so entzückt von ihrer Schönheit, dass er schnell den Entschluss fasst, sie zu heiraten. Als daraufhin allerdings die zweite Schwester – nicht ganz so schön, aber dafür sehr klug – nach Hause kommt, revidiert er seinen Entschluss und verlobt sich mit der zweiten Schwester. Doch die entpuppt sich nach der Verlobung als schrecklich anstrengend. Die dritte Schwester bleibt bis zum Tag der Hochzeit fort. Als der Protagonist sie dann sieht als er mit seiner Braut zum Altar geht, erkennt er die schöne Unbekannte aus Paris. Er löst auch die zweite Verlobung schnell wieder. Zum Glück haben die beiden anderen Schwestern bereits andere Bräutigame erwählt, sodass es am Ende zu einer Dreierhochzeit kommt. Es wird aufgelöst, dass das lange Ausbleiben der jüngsten Schwester auf der List der zweiten Tochter beruht. Der Protagonist ist belehrt und trotzdem glücklich.