DisKo,  Gastbeitrag

Von Angst bis Naturmystik: Die Themen im DisKo analysiert

Ein Beitrag von: Verena Schmitt & Lukas Kagerer

Als Literaturwissenschaftler*innen arbeiten wir traditionell vor allem an einzelnen Werken, analysieren Motive oder stellen vergleichende Literaturanalysen zwischen Romanen an. Diese Arbeit ist in jedem Fall lohnend, allerdings auch sehr zeitintensiv. Für ein Korpus von 50 Texten bedeutet das realistisch betrachtet mehrere Monate Lesezeit. Doch was passiert, wenn wir nicht nur einen einzelnen Text lesen wollen, sondern mehrere auf einmal? Können wir literarische Motive auch in der Breite erfassen, ohne den Blick für den einzelnen Text zu verlieren? Mit Hilfe von computergestützten Verfahren ist das durchaus möglich – Topic Modeling ist eine Methode des distant readings, die es ermöglicht, große Textkorpora thematisch zu explorieren, um so versteckte Topics oder inhaltliche Zusammenhänge zwischen den einzelnen Texten sichtbar zu machen, die in einer traditionell hermeneutischen Lektüre möglicherweise unentdeckt bleiben würden. Genau das haben wir am Diversitätskorpus (DisKo) gemacht. Wir wollten herausfinden, ob es trotz der Diversität der Texte aus dem Korpus gemeinsame Topics gibt, die in allen, oder zumindest vielen, der Texte vorkommen. Ausgehend davon haben wir überlegt, ob sich dadurch eine Aussage über das Gesamtkorpus treffen lässt, und welche weiteren Fragestellungen sich daraus ergeben könnten. 

Als Grundlage für unsere Arbeit dient das DisKo. Alle Texte, die bis zum 16.02.2025 dort eingereicht worden sind, haben wir für unser Projekt gesammelt. Des Weiteren haben wir im Vorfeld folgende Einschränkung vorgenommen: Es werden nur fiktionale Romane und Novellen berücksichtigt, die in deutscher Sprache verfügbar sind und innerhalb der letzten 100 Jahre veröffentlicht wurden. Die Texte, deren Urheber*innen seit mindestens 70 Jahren verstorben sind, konnten wir teilweise frei verfügbar im Internet finden, da sie nicht mehr dem Urheberrecht unterliegen. Alle neueren Texte sind urheberrechtlich geschützt und mussten daher von uns bei den Verlagen angefragt werden – die endgültige Auswahl war also teilweise von der Kooperationsbereitschaft der Verlage abhängig und dementsprechend in gewissem Maß zufällig. Auf diese Weise haben wir ein Korpus von insgesamt 50 Texten, die wir als Volltextversionen vorliegen haben, zusammengestellt – ein großer Dank gilt an dieser Stelle allen Verlagen und Autor*innen, die uns durch ihre Hilfe bei unserer Forschung unterstützt haben. 

Wie funktioniert Topic Modeling?

Zunächst einmal möchten wir kurz erläutern, was Topic Modeling eigentlich genau ist, welche Voraussetzungen nötig sind und wie wir es angewendet haben: Topic Modeling ist ein statistisches Verfahren, das basierend auf einem Algorithmus berechnet, mit welcher Wahrscheinlichkeit Wörter „in Texten wie ein Muster regelmäßig gemeinsam auftreten” (Weitin, 2021, p. 120). Diese statistisch häufig gemeinsam auftretenden Wörter nennt man Topics. Die Methode des Topic Modelings geht davon aus, dass jeder Text aus einer Vielzahl unterschiedlicher Topics besteht. Topics sind nicht gleich literarische Themen, allerdings können wir durch die Art und Weise, wie bestimmte Wörter miteinander vorkommen, literarische Themen ableiten (Horstmann, 2018). Topic Modeling wird in mehreren Durchläufen (Runs) durchgeführt, um präzise Ergebnisse zu erhalten. Wie genau das aussieht, dazu unten mehr.

Wir haben für unsere Analyse den DARIAH Topic Explorer ausgewählt, der das Modell LDA (Latent Dirichlet Allocation) verwendet (Simmler, Vitt and Pielström, 2019). Bevor wir mit unserem Topic Modeling jedoch gestartet haben, war jede Menge Vorarbeit nötig. Im Zuge des sogenannten preprocessing werden (literarische) Texte bereinigt. Für unseren Fall bedeutete das konkret Folgendes: Nachdem wir die Texte in einem ersten Schritt in txt-Dateien umgewandelt und Formatierungsfehler behoben haben, haben wir diese mithilfe von SpaCy (einer kostenfreien Open-Source Python-Bibliothek) lemmatisiert, also verschiedene Wortformen auf ihre Grundform reduziert – so wird beispielsweise der Plural getilgt (Frauen → Frau) oder konjugierte Verben vereinheitlicht ((er) rennt → rennen). Anschließend haben wir eine Stoppwortliste erstellt. Diese enthält Begriffe, die später beim Topic Modeling nicht berücksichtigt werden. In unserem Fall zählen dazu in erster Linie Eigen-/Städte- und Ländernamen sowie Funktionswörter (u.a. Artikel, Pronomen, Modalverben, Zahlen). Außerdem haben wir auch Wörter hinzugefügt, die sich ganz eindeutig einem bestimmten Text zuordnen lassen, wie z.B. ‚Schneeläufer‘ und ‚Schneeläuferin‘, die so nur in John Irvings Der letzte SesselliftDer letzte Sessellift Der letzte Sessellift ist ein Roman von John Irving aus dem Jahr 2023. In der Handlung erwartet die Skisportlerin Rachel statt Medaillen ein Kind. Ihr Sohn Adam wächst in einer unkonventionellen Familie auf. Der Roman greift Aspekte von Emanzipation, Sexualität und Queerness auf. (2023) vorkommen. Diese Wörter geben uns zwar einen Einblick in den jeweiligen Einzeltext, lassen aber keine Aussage über das komplette Korpus zu und sind für unsere Fragestellung daher nicht von Bedeutung. Auf diese Weise haben wir mit jedem neuen Run unsere Stoppwortliste erweitert und schließlich 4256 Stoppwörter erhalten. Um Willkürlichkeit zu vermeiden, haben wir getrennt voneinander gearbeitet und die Ergebnisse regelmäßig besprochen, diskutiert und reflektiert.

Angst, Familie, Natur: Die Topics und was sie über das Gesamtkorpus aussagen

Nach diversen Runs mit verschiedenen Parametern haben wir uns letztlich dazu entschlossen, mit 20 Topics zu arbeiten. Wie bei jedem Topic Modeling besitzen nicht alle Ergebnisse eine starke Aussagekraft. Trotzdem verraten uns viele der 20 Topics etwas über den Inhalt des Korpus. Im Folgenden haben wir die vier, unserer Meinung nach, interessantesten Topics ausgewählt, um sie hier vorzustellen.

Topic 13: Queerness & Coming of Age

Ein Topic, das uns direkt ins Auge gestochen ist, ist Topic 13, da es Queerness explizit zu verhandeln scheint. Wichtig zu beachten ist, dass die Wörter[1] nicht nach ihrer Häufigkeit in den untersuchten Texten, sondern nach ihrer statistischen Relevanz innerhalb des Topics sortiert sind. Das bedeutet, dass auch quantitativ seltene Wörter weit vorne stehen können, wenn sie innerhalb des Topics besonders signifikant sind – je größer das Wort in der Wordcloud dargestellt ist, desto relevanter ist es im Topic.[2] Die wichtigsten Wörter in Topic 13 sind trans, dad, handy, scheiße und herz. Daneben sind viele weitere Begriffe zu finden, die explizit geschlechtliche Identität thematisieren (queer, schwul, outen, cis), aber auch eine Vielzahl von Familienbegriffen (eltern, oma, mom), emotional aufgeladenen Wörtern (lieben, leid, wütend, nervös), sowie weitere Ausdrücke, die allesamt auf eine jugendliche Alltagswelt hindeuten (schule, foto, party, instagram). Dementsprechend haben wir Topic 13 mit „Queerness & Coming of Age“ betitelt. Dieses Topic ist im Hinblick auf unser Korpus natürlich naheliegend. Ein Blick auf die document-topic-distribution, also die Verteilung des Topics innerhalb der einzelnen Texte, zeigt, dass Topic 13 insbesondere in Texten, die innerhalb der letzten neun Jahre erschienen sind, präsent ist, während die Häufigkeit von Wörtern dieses Topics in den älteren Texten eher gering ist. Die Romane, in denen Topic 13 das höchste Gewicht hat, sind Felix Ever AfterFelix Ever After Felix Ever After ist ein queerer Roman von Kacen Callender aus dem Jahr 2020. Felix Love war noch nie verliebt und ist sich im Hinblick auf seinen Nachnamen dieser schmerzlichen Ironie bewusst. Aufgrund seiner marginalen Identität als queerer PoC und Transperson zweifelt Felix daran, jemals glücklich zu werden. (2020), Gänseblümchen. Eine sehr queere Geschichte (2021), Someone to StaySomeone to stay Someone to stay ist ein Roman von Laura Kneidel aus dem Jahr 2020. Die Influencerin Aliza studiert Jura und steht kurz davor ihr erstes Kochbuch zu veröffentlich. Trotz dieser Herausforderungen, die kaum Zeit für Ablenkungen lassen,  verliebt sie sich in Lucien, der gerade auch nicht an der Liebe interessiert ist. Ein Roman verhandelt Liebe und Begehren in der heutigen digitalen Gesellschaft. (2020) und In den buntesten FarbenIn den buntesten Farben In den buntesten Farben ist ein queerer Jugendroman von Marius Schaefers aus dem Jahr 2022. Die Hauptfigur Philipp ist queer. Im Internet lernt er Ali kennen und in der Schule trifft er auf Timon; zu beiden fühlt Philipp sich hingezogen. Der Roman greift Diversität auf, indem er gleichgeschlechtliche Liebe thematisiert. Der Roman enthält ein Glossar mit Begriffsdefinitionen für Begriffe aus der queeren Gemeinschaft, wie beispielsweise xier. (2022) – Allesamt Young- bzw. New-Adult-Romane, also Liebesromane, die an Jugendliche und junge Erwachsene gerichtet sind und sich mit dem Erwachsenwerden, der Selbstfindung, aber im Falle von New Adult häufig auch explizit mit Sex, Gewalt und sensiblen Themen, wie z.B. Traumata, auseinandersetzen. Queere Charaktere kommen in diesem Genre vergleichsweise häufig vor. Das liegt unter anderem daran, dass Coming-of-Age-Romane immer auch Identitätsdiskurse, sowie das Aufbrechen von Zwängen und Grenzen verhandeln, und sich deshalb als Medium vor allem für Coming-Out- und Trans-Narrative etabliert haben (vgl. Kuhtz, 2014, p. 344).

Da diese Romane einen bedeutenden Anteil an unserem Korpus ausmachen, ist es nur folgerichtig, dass diese Textgruppe auch in unseren Topics repräsentiert ist. Die Struktur und Gewichtung von Topic 13 kann als ein Indiz für das Funktionieren des Topic Modelings gedeutet werden. In Bezug auf unsere Fragestellung liefert Topic 13 allerdings wenig neue Erkenntnisse, da das Ergebnis erwartbar war. Spannender ist aus unserer Sicht die Frage, welche anderen Motive sich dokumentübergreifend finden lassen und wie diese wiederum mit einer queeren Darstellung von Geschlecht und Sexualität in Zusammenhang stehen (könnten).

Topic 19: Natur, Spiritualität & Geschlecht

Topic 19 steht Topic 13 bezüglich der Verteilung innerhalb des Korpus diametral gegenüber. Wir haben dem Topic den Titel „Natur, Spiritualität & Geschlecht“ gegeben. Die wichtigsten Wörter innerhalb dieses Topics sind mann, frau, licht, liebe und baum, gefolgt von wasser, himmel und natur. Topic 19 ist durchaus in allen Texten präsent, es lässt sich jedoch eine deutlich stärkere Gewichtung in den älteren Texten erkennen. Die drei Romane bzw. Novellen, in denen Topic 19 das höchste Gewicht hat, sind OrlandoOrlando Orlando ist eine Roman-Biographie von Virginia Wolf aus dem Jahr 1928. Die Hauptfigur Orlando ist zunächst eine männliche Figur, die im Verlauf des Romans aber als Frau erwacht und nach dieser Verwandlung als solche weiter lebt. Das Hinterfragen von Genderrollen und die Problematisierung der Stellung der Frau im elisabethanischen England des 16. Jahrhunderts gilt als zentrale Thematik des Erzähltextes. (1928), Eine Reise zum Arcturus (1975) und Verwirrung der GefühleVerwirrung der Gefühle Verwirrung der Gefühle ist eine Novelle von Stefan Zweig aus dem Jahr 1927. Der Roman behandelt die verhängnisvolle Liebe zwischen einem alten und einem jüngeren Mann und die Qual, sich diese Liebe einzugestehen. (1927). Topic 19 vereint Wörter aus den Themenfeldern Natur (baum, wasser, himmel, meer, ufer, berg, wald, fluss, see) und Spiritualität (licht, schatten, schönheit, geist, vergnügen, wesen, seele, wahrheit) mit traditionellen binären Geschlechterbezeichnungen wie mann/frau, herr/dame oder männlich/weiblich. Wie lässt sich dieses Topic nun in Bezug auf unser Korpus interpretieren? Ein möglicher Ansatz ist, Topic 13 und Topic 19 in Bezug auf die Darstellung von Queerness gegenüberzustellen. Während Topic 13 Queerness explizit thematisiert, wird diese in Topic 19 implizit durch Naturmetaphorik dargestellt. Die Natur fungiert in o.g. Texten nicht nur als Kulisse, sondern auch als symbolischer Raum, um Geschlecht und Identität zu verhandeln. Die Verbindung von Natur und Geschlecht wird bereits seit der Antike (philosophisch) diskutiert und literarisch verarbeitet (vgl. Deuber-Mankowsky, 2017, p. 4). Doch auch neuere Strömungen, wie beispielsweise der Ökofeminismus, beschäftigen sich mit der Verknüpfung von Naturbildern und Geschlechterrollen. In der Literatur erlaubt das subversive Spiel mit Naturmetaphern einen Ausbruch aus der binären Geschlechterordnung auf sprachlicher Ebene. Topic 19 enthält auch eine Vielzahl von Begriffen, die indirekt (licht/schatten, hell/dunkel, lebendig/tot) oder direkt (umwandeln, erwachen) auf Transformationsprozesse verweisen. In Kombination mit Naturbegriffen wie fluss, strom oder dämmerung entsteht so ein Raum des Übergangs, der eine poetische Verhandlung von Geschlechtergrenzen und Geschlechterfluidität nahelegt. Die sprachliche Inszenierung der Transformation der Hauptfigur in Virginia Woolfs Orlando (1928) passt sehr gut zu dieser Deutung – in einem close reading könnte nun beispielsweise überprüft werden, ob und wie dieses Motiv in anderen Texten des Korpus dargestellt wird.

Topic 0: Körper & Zerbrechlichkeit

Topic 0, das wir mit „Körper und Zerbrechlichkeit“ betitelt haben, ist in allen Texten mehr oder weniger gleich stark vertreten. Es lässt sich hier (anders als bei den vorherigen Topics) kein Unterschied zwischen älteren und jüngeren Texten erkennen. Topic 0 kommt in allen Texten mit hoher Frequenz vor. Auffällig ist, dass Wörter, die den Körper beschreiben, wie stimme, mund, brust, haut, lippen und solche, die Gewalterfahrung thematisieren (schlagen, angst, schmerz, stoßen, leid) in unserer Analyse häufig miteinander vorkommen. Gleichzeitig erscheinen auch Wörter wie lieben, traum, nähe, berühren und herz in diesem Topic, also solche, die tendenziell eher positiv konnotiert sind. Dieses Nebeneinander von durchaus ambivalenten Begriffen zeichnet ein Bild des (queeren) Körpers als Ort widersprüchlicher Erfahrungen, der sowohl von Verletzung und Gewalt als auch von Intimität gekennzeichnet ist. Als Diskursgegenstand spielt der Körper in den Gender Studies eine zentrale Rolle, da er als soziales und politisches Konstrukt immer in der Wechselwirkung mit gesellschaftlichen Normen und Machtstrukturen steht (vgl. Butler, 1991, p. 22 ff.). Dabei steht der queere Körper in besonderem Maße unter gesellschaftlicher Beobachtung, da dieser das binäre Geschlechtersystem und die normative Heterosexualität herausfordert. Es sind v.a. queere Körper, die von Gewalt (physisch und psychisch) betroffen sind. Dass das Topic in allen Texten über fast 100 Jahre hinweg vertreten ist, könnte darauf hindeuten, dass der queere Körper in seiner Ambivalenz (dem Nebeneinander von Intimität und Gewalt) eine konstante Ausdrucksform queeren literarischen Schreibens ist und es sich hier tatsächlich um ein Merkmal handelt, das in anderen Korpora so nicht zu finden ist.

Topic 3: Familie & Zuhause

Topic 3 zeigt ein auffällig starkes alltagsnahes, soziales und häusliches Vokabular. Wir haben es daher als „Familie & Zuhause“ bezeichnet. Familiendarstellungen ziehen sich durch die (neuere) Literatur und sind in gewisser Weise auch immer programmatisch für die jeweilige Zeit (Nagy and Winterstein, 2012). In unserer Analyse dominieren v.a. Wörter wie frau, mann, kind, baby, kindheit, haus, wohnung, verheiraten, schwanger, geburt, gebären, was auf eine stark heteronormative Darstellung von Beziehung und Familie hindeutet. Würden wir ein Korpus untersuchen, das dezidiert nur Familienromane beinhaltet, würden wir eventuell ähnliche Ergebnisse erhalten; bei den Texten, die wir untersucht haben, handelt es sich allerdings nicht ausschließlich um Familienromane, daher ist es durchaus auffällig, dass das Topic „Familie & Zuhause“ in fast allen Texten vorkommt. Aufgrund unseres Korpus hatten wir erwartet, dass es auch innerhalb des Topics „Familie & Zuhause“ queeres Vokabular gibt. Andersherum gibt es in unserem Topic „Queerness & Coming of Age“ auch Wörter wie eltern oder familie. Es scheint also, als spielten normative Familiendarstellungen auch in queerer Literatur eine zentrale Rolle. Topic 3 lässt sich so interpretieren, dass die normative Familie eine Art Gegenentwurf zur Queerness darstellt – Queerness wird eher außerhalb als innerhalb der Familie verhandelt. Die heteronormative Familie ist eine Projektionsfläche für gesellschaftliche Normen, gegen die sich queere Identitätsentwürfe häufig abgrenzen (müssen). Aus Einzeltextanalysen, wie beispielsweise von Jeffrey Eugenides Roman MiddlesexMiddlesex Protagonist*in in Jeffrey Eugenides' Roman Middlesex ist Calliope, eine zweigeschlechtlich auf die Welt gekommene Persönlichkeit. Als Mädchen aufgezogen beschließt sie nach einer Phase, in der sie versucht, ihre Intersexualität zu leben, schließlich als Cal eine männliche Genderidentität anzunehmen. Der Roman erhielt ein Jahr nach seiner Veröffentlichung den Pulitzer-Preis (2003). (2002), wissen wir, dass dieses Narrativ zutreffend ist – die Ergebnisse könnten ein Indiz dafür sein, dass es im Allgemeinen auf queere Literatur zutrifft. Gleichzeitig könnte es sein, dass insbesondere in Jugendromanen die Familie als Ort fungiert, in dem eine queere Identität ausgehandelt und akzeptiert wird. Inwiefern queere Literatur alternative Konzepte von Familie verhandelt, etwa in Form von chosen families, könnte eine spannende Frage für eine vertiefte Analyse sein, die sich an Einzeltexten durchführen lässt oder beispielsweise auch in Form einer Netzwerkanalyse.

Und nun?

Topic Modeling ist in erster Linie dafür gedacht, sich explorativ größeren Korpora anzunähern. Unser Topic Model dient natürlich nicht dazu, verallgemeinernde Aussagen, wie „In queerer Literatur wird …“, zu treffen. Die Interpretationen der hier dargestellten Topics sind v.a. Ansätze, die es uns ermöglichen, weitere Fragen an das Korpus zu stellen und Tendenzen aufzuzeigen. So könnte beispielsweise untersucht werden, ob sich ein ähnliches Topic wie „Körper & Zerbrechlichkeit“ auch in ‚nicht queeren‘ Korpora finden lässt oder ob dieses Topic tatsächlich spezifisch für Texte ist, in denen Geschlecht und Sexualität divers verhandelt wird. Bisher haben wir keine vergleichende Korpusanalyse angestellt, allerdings lassen die hier skizzierten Ergebnisse vermuten, dass die Topics, die wir vorgestellt haben, durchaus einen tieferen Einblick geben, um sich dem Gegenstand queerer Literatur anzunähern und es nicht einfach generische Begriffe sind, die so auch in anderen Korpora vorkommen.

Literatur

Butler, J. (1991) Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Deuber-Mankowsky, A. (2017) ‘Natur – Kultur: ein Dualismus als Schibboleth der Gender- und Queer Studies?’, Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Edited by B. Kortendiek, B. Riegraf, and K. Sabisch. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. Available at: https://doi.org/10.1007/978-3-658-12500-4_2-1.

Horstmann, J. (2018) Topic Modeling, forTEXT. Literatur digital erforschen. Available at: https://fortext.net/routinen/methoden/topic-modeling (Accessed: 11 April 2025).

Kuhtz, C. (2014) Queer Identities – Geschlechternormen und -überschreitungen in der Literatur. Universitätsbibliothek Hildesheim.

Nagy, H. and Winterstein, W. (eds) (2012) Immer wieder Familie. Familien- und Generationenromane in der neueren Literatur. Innsbruck: Studienverlag.

Simmler, S., Vitt, T. and Pielström, S. (2019) Topic Modeling with interactive Visualization in a GUI Tool, Proceedings of the Digital Humanities Conference. Available at: https://dariah-de.github.io/TopicsExplorer/#the-application (Accessed: 11 April 2025).

Weitin, T. (2021) Digitale Literaturgeschichte: Eine Versuchsreihe mit sieben Experimenten. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg (Digitale Literaturwissenschaft). Available at: https://doi.org/10.1007/978-3-662-63663-3.

Verwendete Primärtexte

  • Zweig, Stefan (1927): Verwirrung der Gefühle
  • Woolf, Virginia (1928): Orlando
  • Baldwin, James (1956): Giovannis Zimmer
  • Heinlein, Robert A. (1959): Entführung in die ZukunftEntführung in die Zukunft Entführung in die Zukunft (All you Zombies) ist eine Kurzgeschichte von Robert A. Heinlein aus dem Jahr 1959. Die Erzählung spielt im Jahr 1980: Ein Mann kommt in eine Kneipe und erzählt einem Schriftsteller und dem Zeitagenten, der hier als Barkeeper auftaucht, seine Lebensgeschichte. Die Geschichte des Mannes beginnt mit seiner Geburt als Frau im Jahr 1955. Als sie 1973 von ihrem ersten Mann in einem Park geschwängert wird, wird sie kurz darauf von ihm verlassen und bringt den gemeinsamen Sohn alleine zur Welt. Um die Verletzungen der Geburt zu überleben, wird sie kurzerhand in einen Mann umgewandelt. Darüber hinaus wird ihr Kind von einem Unbekannten entführt. Der Wunsch nach Rache begleitet ihn seitdem. Der Zeitagent erfüllt ihm den Wunsch und lässt ihn mit der Zeitmaschine ins Jahr 1973 zurückreisen. Der Kreis schließt sich, als der Agent ins Jahr 1974 reist, um das Baby zu entführen und so klar wird, dass er die zirkuläre Handlung determiniert.  Diversität wird in dem Roman durch die Gendertransformation des/der Protagonist*in aufgegriffen.
  • Brown, Rita Mae (1973): Rubinroter DschungelRubinroter Dschungel Rubinroter Dschungel ist der Debütroman von Rita Mae Brown aus dem Jahr 1973. Im Mittelpunkt der Erzählung steht Molly Bolt, die in den 1950er-Jahren bei einer Adoptivfamilie in den Südstaaten aufwuchs. Ihre Eltern wünschen sich eine adrette Tochter, aus der mal eine gute Ehefrau und Mutter wird. Aber Molly interessieren ganz andere Dinge: Doktorspiele mit Jungs und ebenso verbotene Dinge, die sie mit ihrer Freundin macht. Als Molly älter wird, erkennt sie, dass sie mit ihrer romantischen Liebe zu Frauen eine Außenseiterin ist. Ihre wilden Affären werden von der Gesellschaft nicht toleriert und sie muss das College verlassen. Sie beschließt nach New York zu gehen und die größte Filmemacherin aller Zeiten zu werden. Ein Roman über gesellschaftliche Repression, homosexuelle Liebe und die Hoffnungen einer jungen Frau.
  • Lindsay, David (1975): Eine Reise zum Arcturus
  • Brantenberg, Gerd (1980): Die Töchter EgaliasDie Töchter Egalias Die Töchter Egalias ist ein Roman von Gert Brantenberg aus dem Jahr 1980. Der junge Petronius soll ein fürsorglicher Familienvater und Hausmann werden. Doch er und seine Freunde sind geplagt von der Ungleichheit und suchen einen besseren Platz in der von Frauen dominierten Gesellschaft. Die Umkehrung der Geschlechterverhältnisse legt die strukturellen Probleme und Chancenungleichheiten der heutigen Zeit offen.
  • Asimov, Isaac (1986): Die Rückkehr zur ErdeDie Rückkehr zur Erde Die Rückkehr zur Erde ist ein Roman von Isaac Asimov aus dem Jahr 1986. Im letzten Teil der Science-Fiction-Reihe sind Gola Trevize und Janov Delorat auf der Suche nach der sagenumwobenen Ursprungswelt. Diversität zeigt sich im Roman anhand der Figur Fallom, die intersexuell dargestellt wird.
  • Harris, Thomas (1988): Das Schweigen der LämmerDas Schweigen der Lämmer Das Schweigen der Lämmer ist ein Roman von Thomas Harris aus dem Jahr 1988. Die FBI-Agintin Clarice Starling klärt mit Hilfe des kannibalistischen Psychiaters Hannibal Lecter die Serienmorde des Killers “Buffalo Bill” auf. Sie ist die einzige ermittelnde Frau in einem männerdominierten Arbeitsumfeld, in dem sie sich immer wieder behaupten und durchsetzen muss. Dies macht sie zu einer nicht-klassischen Frauenfigur der späten 90er-Jahre.
  • Duncker, Patricia (1997): Die GermanistinDie Germanistin Die Germanistin ist ein Roman von Patricia Dunker aus dem Jahr 1997. Im Sommer 1993 beschäftigt sich der Literatur-Student und Ich-Erzähler mit dem französischen Schriftsteller Paul Michel, der seit 1984 aufgrund seiner Homosexualität in Sicherheitsverwahrung ist. Er reist quer durch England und Frankreich, um nach ihm zu suchen und muss sich immer wieder gegen die Grenzen der Institutionen wehren. Neben der Suche beginnt er eine Liebesbeziehung mit einer sehr ungewöhnlichen jungen Germanistin, die ihn vom ersten Moment an in eine andere leidenschaftliche Welt führt.
  • Steinhöfel, Andreas (1998): Die Mitte der WeltDie Mitte der Welt Die Mitte der Welt ist ein Roman von Andreas Steinhöfel aus dem Jahr 1998. Im Zentrum steht die Coming-of-age-Geschichte des 17-jährigen Phil. Phil lebt mit seiner Mutter und seiner Zwillingsschwester in einem konservativen dörflichen Umfeld. Eine allein erziehende Mutter, die Homosexualität Phils und die Bisexualität von dessen erster Liebe Nicholas – in diesem Roman werden stereotype Genderrollen auf vielfältige Weise aufgebrochen.
  • Eugenides, Jeffrey (2002): Middlesex
  • Murakami, Haruki (2002): Kafka am StrandKafka am Strand Kafka am Strand ist ein Entwicklungsroman von Haruki Murakami aus dem Jahr 2002. Kafka, der Erzähler dieser Geschichte, verlässt an seinem fünfzehnten Geburtstag sein Zuhause, um in einer fernen, fremden Stadt in einer kleinen Bibliothek zu leben. Das Buch ist eine philosophische Reise voller Mythen und Märchen. In diesem wird Diversität anhand der Figur Oshima, einem Transmann, behandelt.
  • Mora, Terézia (2004): Alle TageAlle Tage Alle Tage ist der Debüt-Roman von Terézia Mora aus dem Jahr 2004. Im heruntergekommenen Bahnhofsviertel lebt Abel Nema, von dem gesagt wird, er sei ein Genie. Doch das nützt ihm nichts, da seine Welt aus den Fugen gerät. Zuerst verschwindet sein Vater spurlos und kurz darauf sein Jugendfreund, dem er kurz zuvor seine Liebe gestanden hat. In  seinem Heimatland bricht zeitgleich ein Bürgerkrieg aus. Seitdem sitzt er im Westen des Landes fest und versucht, sich dem Leben anzupassen; zuletzt sogar als Ehemann. Alle Tage ist ein Roman über Entwurzelung und Schicksalschläge eines homosexuellen Mannes in einer zerrütteten Welt.   
  • Berg, Sibylle (2012): Vielen Dank für das LebenVielen Dank für das Leben Vielen Dank für das Leben ist ein Roman von Sibylle Berg aus dem Jahr 2012. Die Hauptfigur Toto kommt ohne primäre Geschlechtsorgane zur Welt. Als Kind noch in einem Gender-unbewussten Zustand lebend, kommt sie als erwachsener Mensch zunehmend ins Straucheln. Als Junge erzogen, wird sie doch nicht als Mann akzeptiert. Auch der Gender-Rollenwechsel zur Frau gelingt nicht. Dabei hat Toto eine äußerst bemerkenswerte Eigenschaft: Sie ist eine ausnahmslos gute Person, die niemals jemandem etwas Böses will oder Böses tut.
  • Jostens, Husch (2012): Das Glück von Frau PfeifferDas Glück von Frau Pfeiffer Das Glück von Frau Pfeiffer ist ein Roman von Husch Josten aus dem Jahr 2012. Lee und Bruno, ein bisexueller Mann, sind von der Jugend an ein unzertrennliches Gespann und als das Leben sie auf die Probe stellt, lernen sie Frau Pfeiffer kennen, die zusammen mit ihrer Haushälterin Emma in einem musealen Stadthaus lebt. Ihrem letzten Wunsch können sich die beiden nicht entziehen und beginnen, ihre kluge Lebensbotschaft zu verstehen. Ein Roman über das Leben, das Sterben und den Mut. 
  • Leckie, Ann (2015): Die MaschinenDie Maschinen Die Maschinen ist der erste Band einer Roman-Trilogie von Ann Leckie aus dem Jahr 2015. Der Science-Fiction-Roman ist aus Perspektive einer Androidin und im generischen Femininum geschrieben. Die Chimäre aus künstlicher Intelligenz und menschlichem Körper ist selbst weiblich und lebt in einer Gesellschaft, in der die Sprache nur die weibliche Form kennt und Geschlechtsunterschiede konzeptuell unbekannt sind. Als intelligente Maschine lebt die Protagonistin in einem totalitären System, gegen das sie sich auflehnt, um für ihre Freiheit zu kämpfen.
  • Leckie, Ann (2016): Die MissionDie Mission Die Mission ist der zweite Band einer Roman-Trilogie von Ann Leckie aus dem Jahr 2016. Die Protagonistin ist eine künstliche Intelligenz im Körper einer Frau, die in einer androiden, feminin geprägten Gesellschaft lebt. In diesem zweiten Teil herrscht ein Bürgerkrieg in dieser Gesellschaft. Zur Flottenkapitänin ernannt erhält sie die Mission, ihr Reich vor der Bedrohung aus dem Inneren zu beschützen.
  • Russo, Meredith (2016): Als ich Amanda wurdeAls ich Amanda wurde Als ich Amanda wurde ist ein queerer Roman von Meredith Russo aus dem Jahr 2016. Die Hauptfigur Amanda ist eine Transfrau, die früher Andrew hieß. Nach mehreren Operationen ist sie nun auch körperlich ein Mädchen und beginnt bei ihrem Vater in Tennessee ein neues Leben. Zunächst scheint dies auch zu klappen; anders als vorher wird Amanda in der Schule nicht mehr gemobbt. Als sie sich in Grant verliebt, will sie sich ihm anvertrauen, weiß allerdings nicht wie.Meredith Russo, die selbst eine Transfrau ist, erzählt über die Risiken und Hoffnungen, die mit einer Geschlechtsumwandlung einhergehen.
  • Smith, Ali (2016): Beides sein
  • Leckie, Ann (2017): Das ImperiumDas Imperium Das Imperium ist der dritte Teil einer Roman-Trilogie von Ann Leckie aus dem Jahr 2017. Die android-feminine Protagonistin kämpft für ein Imperium von Maschine-Mensch-Chimären, das sich im Vergleich zu den ersten beiden Teilen in der Galaxis stark ausgebreitet hat und doch von inneren Unruhen bedroht ist. Wie die ersten Bände auch ist der Roman im generischen Femininum geschrieben. Die künstlichen Intelligenzen kennen keine Gender-Unterschiede.
  • Riordan, Rick (2017): Magnus ChaseMagnus Chase Die Romanreihe besteht aus drei Teilen: Das Schwert des Sommers (2016), der Hammer des Thor (2017) und das Schiff der Toten (2018). Mit nur 16 Jahren stirbt der Protagonist Magnus zwar früh, kommt dann aber in den Dienst des nordischen Gottes Thor, für den er eine Mission erfüllen soll. Ab dem zweiten Teil der Trilogie spielt die Figur des Alex Fierro eine bedeutende Rolle. Alex ist das Kind von Mr. Fierro und der Gottheit Loki und hat eine non-binäre Gender-Identität. 2
  • Salzmann, Sascha Marianna (2017): Außer sichAußer sich Sascha Maria Salzmanns Roman Außer sich erzählt die Geschichte eines Zwillingspaars. Protagonist*in ist Ali, als Zwillingsschwester Alissa aufgewachsen, vollzieht sie im Verlaufe der Erzählung zunehmend ihre Verwandlung in einen Transmann. Ali ist auf der Suche nach dem Zwillingsbruder Anton, der spurlos verschwand, obwohl sie sich als Kinder sehr nah standen. Während der Suche lernt Ali weitere Persönlichkeiten kennen, deren Gender-Identität uneindeutig und in Transition befindlich sind, kämpft aber gleichzeitig gegen die traditionellen Vorstellungen der eigenen Familie an.
  • Lehner, Marie-Luise (2018): Im BlickIm Blick Die Ich-Erzählerin von Marie-Luise Lehners Roman Im Blick ist eine homosexuelle Frau, die aus feministischer Perspektive die Gesellschaft betrachtet. Eine besondere Rolle spielt dabei ihr beste Freundin, mit der sie seit Kindertagen gemeinsam versucht, einen Platz in der Welt zu behaupten. Obwohl die Freundinnen in einer Zeit aufwachsen, die ihnen erlaubt, vielfältige Erfahrungen zu machen, erleben sie doch auch die Einschränkungen, die mit traditionellen Vorstellungen von Gender-Identitäten einhergehen, die noch längst nicht überwunden sind.
  • Riordan, Rick (2018): Magnus Chase 3
  • Bardugo, Leigh (2019): King of Scars
  • Evaristo, Bernardine (2019): Mädchen, Frau etcMädchen, Frau etc Mädchen, Frau etc. ist ein Roman von Bernardine Evaristo aus dem Jahr 2019. Sie behandelt in ihrem Roman vorwiegend BPoC-Frauen (Black and People of Color) und ihre Rollen in der patriarchalischen Gesellschaft sowie ihre unterschiedlichen Lebensgeschichten. Auch wenn diese Figuren alle sehr unterschiedlich sind, stehen ihre Entscheidungen, ihre Kämpfe und ihre Fragen niemals nur für sich. Sie alle erzählen von dem Wunsch, einen Platz in dieser Welt zu finden. Der Roman thematisiert soziale Ungleichheit, Emanzipation und Feminismus..
  • Geltinger, Gunther (2019): BenzinBenzin Benzin ist ein Roman von Gunther Geltinger aus dem Jahr 2019. In der Erzählung befindet sich ein deutsches schwules Paar auf Afrika-Reise, um durch die gemeinsamen Erlebnisse ihre Beziehung zu retten. Vinz, ein Schriftsteller, erhofft sich zudem eine Idee für seinen neuen Roman. Als die beiden einen jungen Mann anfahren, fühlen sie sich dem Fremden gegenüber verpflichtet und bezahlen ihn, als er sich als Guide anbietet. Der Roman thematisiert Homosexualität, Macht, Erotik und reflektiert dabei den europäischen Blick auf Afrika.
  • Wells, Martha (2019): Tagebuch eines KillerbotsTagebuch eines Killerbots Tagebuch eines Killerbots ist ein Science-Fiction-Roman von Martha Well aus dem Jahr 2019. In Wells Dystopie haben interstellare Megakonzerne mithilfe von seelenlosen Kampfrobotern die absolute Macht innerhalb der ganzen Galaxie ergriffen. Einer dieser Bots wurde ausgemustert und soll ein Wissenschaftler*innen-Team auf ihrer gefährlichen Mission beschützen. Auf dieser Reise erlangt der Bot ein eigenes, menschenähnliches Bewusstsein und reflektiert seine Rolle im Universum. Der Roman thematisiert Macht, KI und die Beziehung des Menschen mit (elektronischer) Technik. Der Roman ist im generischen Femininum geschrieben.
  • Callender, Kacen (2020): Felix Ever After
  • Riordan, Rick (2020): Magnus Chase 4
  • Klune, T.J. (2020): Mr. Parnassus Heim für magisch BegabteMr. Parnassus Heim für magisch Begabte Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte ist ein Fantasy-Roman von T. J. Klune aus dem Jahr 2020. Linus ist ein vorbildlicher Jugendamt-Beamter in der Sonderabteilung für magisch begabte Kinder und Jugendliche. Als er auf eine geheime Mission geschickt wird, trifft er dabei auf Kinder, bei denen er mit Regeln und Vorschriften nicht weit kommt. Der Roman thematisiert Diversität, indem die Figuren sich den gesellschaftlichen Normen widersetzen.
  • Kneidl, Laura (2020): Someone to Stay
  • Bardugo, Leigh (2021): Rule of Wolves
  • Bendzko, Nora (2021): Die Götter müssen sterbenDie Götter müssen sterben Die Götter müssen sterben ist ein Dark-Fantasy-Roman von Nora Bendzko aus dem Jahr 2021. In der Handlung rächen sich die Amazonen an den Helden, die ihresgleichen töteten. Der Roman ist durch starke und mutige Frauenfiguren gekennzeichnet, die sich den herrschenden Strukturen widersetzen.
  • Chambers, Becky (2021): Ein Psalm für die wild Schweifenden
  • Finley, Elias (2021): Gänseblümchen: Eine sehr queere GeschichteGänseblümchen: Eine sehr queere Geschichte Gänseblümchen: Eine sehr queere Geschichte ist ein Young-Adult-Roman von Elias Finley aus dem Jahr 2021. Rick mag Blumen, Rosa und Harmonie. Für sein Umfeld ist klar: Er ist schwul. Dabei ist er hoffnungslos in die beliebte Schülerin Auri verliebt. Außer seinem nicht-binären Lieblingsmensch Vhyn weiß das allerdings keiner. Als der Rebell Bo neu an die Schule kommt, ihn beklaut, hänselt und sich mit Auri gut versteht, ändert sich das. Der Roman thematisiert Freundschfaft, Sex, Liebe und die Suche nach der eigenen (Gender)Identität auf und greigt Diversität durch die Auseinandersetzung mit Homosexualität auf.
  • O’Donoghue, Caroline (2021): All Our Hidden GiftsAll Our Hidden Gifts All Our Hidden Gifts ist ein queerer Jugendroman von Carlone O’Donoghue aus dem Jahr 2021. Maeve ist eine 16-jährige Teenagerin, die durch Zufall in einem alten Spind Tarot-Karten findet und zur gefragtesten Wahrsagerin der katholischen Schule geworden ist. Als ihre ehemalige beste Freundin sie verrät, wünscht sie sich, dass Lily verschwindet. Als sie den nächsten Tag nicht in der Schule ist, wird klar, dass Lily auf mysteriöse Weise tatsächlich verschwunden ist. Diversität wird im Roman durch Maeves Schwester thematisiert, die lesbisch ist und Roe, der seine Gender-Identität hinterfragt.
  • Peters, Torrey (2021): Detransition, BabyDetransition, Baby Torrey Peters Roman Detransition, Baby handelt von Ames, einem Mann, der einige Zeit als Transfrau gelebt, sich dann aber entschieden hat, die Transition rückgängig zu machen. Nach dieser Entscheidung hat er sich von seiner ehemaligen Lebenspartnerin, bei der es sich ebenfalls um eine Transfrau gehandelt hat, getrennt. Er beginnt ein Verhältnis mit seiner Chefin, die von ihm schwanger wird. Am Ende entscheiden sich die drei – ehemalige Transfrau Ames, seine ehemalige Partnerin und seine derzeitige Partnerin und Chefin – das Kind gemeinsam aufzuziehen.
  • Aydemir, Fatma (2022): DschinnsDschinns Fatma Aydemirs Roman Dschinns erzählt die Geschichte einer Familie, deren Vater als junger Mann zum Arbeiten nach Deutschland migriert ist und der sein Lebensende in einer Eigentumswohnung in der Türkei beschließt. Abwechselnd wird aus der Perspektive eines Familienmitglieds erzählt. Dabei wird unterschwellig deutlich, dass eines der Kinder (Ciwan) der Familie eine Transgender-Identität hat und darum von den Eltern verstoßen wurde.
  • Chamber, Becky (2022): Ein Gebet fur die achtsam Schreitenden
  • Dawson, Juno (2022): Der Hexenzirkel ihrer Majestät 1
  • de L’Horizon, Kim (2022): BlutbuchBlutbuch Blutbuch ist ein Roman von Kim de L'Horizon. Die Erzählinstanz ist non-binär in Bezug auf die Gender-Identität. Die in der ersten Person singular erzählende Person richtet sich häufig direkt an die eigene Großmutter, die maßgeblich an der Erziehung beteiligt war und die nun aufgrund einer Demenz-Erkrankung zunehmend Ereignisse und Personen vergisst. Die selbst unter schlechter frühkindlicher Erinnerung leidende Erzählpersönlichkeit nutzt das Erzählen, um sich zu erinnern und zu versuchen, die eigene Identität narrativ zu erschließen, für die Großmutter, für die Mutter und schließlich auch für sich selbst. Blutbuch ist darum eine Art Familienroman, wenn auch eher eklektisch in einzelnen Ausschnitten konstruiert, sodass keine lineare Rahmenhandlung entsteht. Kim de L'Horizon hat mit Blutbuch im Jahr 2022 den deutschen Buchpreis gewonnen und wurde als erste non-binäre Person mit diesem Preis ausgezeichnet.
  • DeWinter, Carmilla (2022): Lokis FesselnLokis Fesseln Lokis Fesseln ist ein queerer Fantasy-Roman von Carmilla DeWinter aus dem Jahr 2022. Das Polareis schmilzt und Jörmungand, der Midgarddrache, ist aus seinem Gefängnis erwacht. Er schwört Rache an seinem Vater Loki. Zudem droht die Welt von Riesen und Untoten überrannt zu werden. Die queere Gottheit Loki muss dies verhindern und sucht die Seherin Heidin Jasna, die Lokis Flirtversuchen aufgrund ihrer Asexualität widersteht. Trotzdem lässt sie sich überzeugen, die Reise mit Loki anzutreten. Der Roman beschreibt die Gefühle und Zweifel von queeren Menschen in einer Sagen-Welt, in der die Mehrheit der Figuren heterosexuell und binär ist.
  • Schaefers, Marius (2022): In den buntesten Farben
  • Atta, Dean (2023): Der schwarze FlamingoDer schwarze Flamingo Der schwarze Flamingo ist der Debütroman von Dean Atta aus dem Jahr 2023. In der Handlung sucht ein schwuler lightskin Jugendlicher seine Identität. In der Drag-Society entdeckt er endlich einen Ort, an dem er sich selbst findet.
  • Dawson, Juno (2023): Der Hexenzirkel ihrer Majestät 2
  • Irving, John (2023): Der letzte Sessellift
  • Kamisek, Luise (2023): Binär
  • Riordan, Rick und Oshiro, Mark (2023): Nico und WillNico und Will Nico & Will – Reise ins Dunkel ist ein queerer Jugendroman von Rick Riordan und Mark Oshiro aus dem Jahr 2023 (voraussichtliches Erscheinungsdatum der deutschen Übersetzung ist am 20.10.2023). Im Mittelpunkt des Fantasy-Abenteuers aus der Percy-Jackson-Welt steht die homosexuelle Beziehung zwischen den Göttersöhnen Nico und Will.   

Diesen Beitrag zitieren: Schmitt, Verena und Kagerer, Lukas (2025): „Von Angst bis Naturmystik: Die Themen im DisKo analysiert“. In: Schumacher, Mareike und Flüh, Marie: m Sternchen w. https://msternchenw.de/von-angst-bis-naturmystik-die-themen-im-disko-analysiert/.


[1] Dass die Wörter kleingeschrieben sind hat den Zweck, dass groß- und kleingeschriebene Wörter, beispielsweise am Satzanfang, als dasselbe Wort aufgefasst werden. Im Deutschen ergibt sich dadurch das Problem, dass viele Substantive kleingeschrieben eine andere Bedeutung haben, z.B. weg/Weg, stand/Stand (Horstmann, 2018).

[2] Relevanz bedeutet in diesem Fall Nähe zum Zielwort. Beim Topic Modeling werden einzelne Wörter nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, um das jeweilige Topic damit zu beginnen. Anschließend werden statistisch häufig mit diesem Zielwort zusammen vorkommende Wörter dazu gruppiert.

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